In Mexiko klettern die Zinsen weiter. Der mexikanischen Wirtschaft dürfte diese Entwicklung alles andere als gut tun. Trotz allem sieht sich die Banco de México laut eigener Aussage dazu gezwungen, aufgrund eines massiv gesunkenen Peso-Außenwerts, sich verteuernden Einfuhr- und Importpreisen, einer anziehenden Inflation sowie sich verdichtenden Anzeichen für den Abfluss von ausländischem Kapital weiter an der Zinsschraube zu drehen.

Allein im Verlauf des vergangenen Jahres hob die mexikanische Zentralbank ihren Leitzins in fünf Schritten um insgesamt 250 Basispunkte (2,5%) an, wodurch sich die Kreditkosten stark verteuerten. Die jetzt bekannt gegebene Zinsanhebung um zusätzliche 50 Basispunkte hievt den Leitzins der Zentralbank auf 6,25%, was einem 8-Jahres-Hoch entspricht! Was bleibt der „Banxico“ im Angesicht des Peso-Verfalls noch übrig, als an der Zinsschraube zu drehen?

Insbesondere die deutlich anziehenden Benzinpreise haben sich seit Jahresbeginn negativ auf die allgemeine Inflationsentwicklung im Land ausgewirkt. Laut eigener Mitteilung Banxicos ist der erneute Zinsschritt erfolgt, um die Entwicklung der Verbraucherpreisinflation im Griff zu behalten und die zukünftigen Inflationserwartungen nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Dass die merklich ansteigenden Zinsen der mexikanischen Wirtschaft nicht allzu gut zu tun scheinen, zeigt allein ein Blick auf die jüngste Wachstumsentwicklung. So legte Mexikos BIP im vierten Quartal gerade noch um mickrige 0,6% zu, nachdem im dritten Quartal bereits eine recht niedrige Wachstumsrate von 1% (auf saisonbereinigter Basis) ausgewiesen wurde.

Laut Daten des Nationalen Statistikamts legte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal im Vergleich mit dem Vorjahr auf vorläufiger Berechnungsbasis um 2,2% zu, was ein Wachstum der mexikanischen Wirtschaft in Höhe von 2,3% im Gesamtjahr 2016 implizieren würde. Im Vergleich dazu wurde im Gesamtjahr 2015 noch ein BIP-Wachstum von 2,6% verzeichnet.

Es ist unter Berücksichtigung des aktuellen Umfelds also bei Weitem nicht alles Gold was in Mexiko glänzt. Beunruhigt zeigte sich das Nationale Statistikamt zuletzt vor allem ob der Tatsache, dass der mexikanische Industriesektor im vierten Quartal im Vergleich mit dem vorangegangenen Quartal nicht mehr expandierte. Laut eigener Aussage zeichne dafür vor allem eine schwache Nachfrage für mexikanische Güter aus den USA verantwortlich.

Unter Analysten und Ökonomen wird für das laufende Jahr durchschnittlich mit einem noch geringeren BIP-Wachstum von 1,5% gerechnet. Es bleibt dahingehend gewiss abzuwarten, auf welche Weise sich die in Washington durch die neue Trump-Administration ins Auge gefassten Politleitlinien in Bezug auf den Nachbarn Mexiko auf die Wirtschaftsentwicklung im Land auswirken wird.

Schwache volkswirtschaftliche Daten im abgelaufenen Quartal

Vielerorts wird momentan davon ausgegangen, dass sich sowohl der bilaterale Handel als auch die Investitionsaktivitäten zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko mit Blick auf die nächsten Jahre abschwächen werden. Nicht nur Mexikos Industriesektor wusste im vierten Quartal keineswegs zu überzeugen. Auch der Landwirtschaftssektor wuchs im Vergleich mit dem Vorquartal gerade einmal um 0,4%.

Hinzu kommt, dass sich im vierten Quartal auch das Wachstum im Dienstleistungssektor im Vergleich mit dem Vorquartal halbierte – und zwar von 1,4% auf 0,7%. Zentralbankchef Carstens hatte in der laufenden Woche in einem Radiointerview erklärt, dass sich der massive Zinsanstieg in Mexiko unter aller Voraussicht nicht negativ auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken werde.

Die jüngst durch das Nationale Statistikamt publizierten Daten sprechen hingegen eine andere Sprache. Carstens hatte für das laufende Jahr zudem zusätzliche Zinssteigerungen in Aussicht gestellt, falls die Inflation davon preschen und über einen längeren Zeitraum oberhalb des durch die Zentralbank verfolgten Zielbandes verharren sollte. Grund hierfür dürfte wohl die im Monat Januar höher als allgemein erwartet ausgefallene Preisinflation von 4,72% sein.

Diese Inflationsrate entspricht im Jahresvergleich nämlich gleichzeitig auch dem höchsten innerhalb der vergangenen vier Jahre gemessenen Niveau. Maßgeblich trug die Bekanntgabe zu einer Benzinpreisanhebung von knapp 15% durch die Regierung zu dieser Entwicklung bei. In einer separaten Mitteilung von Banxico heißt es, dass sich der Ausblick sowohl für das Wachstum als auch die Inflation verschlechtert habe.

Dem Peso tat die Zinsentscheidung gut. Zumindest für den Moment. Ende des vergangenen Jahres sank der Peso gegenüber dem US-Dollar auf ein neues Allzeittief, konnte sich seitdem jedoch um rund 8% befestigen. Sollte Donald Trump seine Ankündigung allerdings wahr machen, um mexikanische Ausfuhren in die USA zukünftig mit 20% zu besteuern, dürfte der Peso – Zinsanhebungen hin oder her – wohl abermals massiv unter Druck geraten.

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